Fünf Mühlen und eine Burg prägen das Lengelbachtal seit vielen Jahrhunderten. Während die Mühlräder am Bach fleißig klapperten, wachten die Amtsleute des Landgrafen in der hoch über dem Tal gelegenen Burg Hessenstein über das Geschehen.
In majestätischer Abgeschiedenheit steht die Bärenmühle da, vom Rauschen des Baches und der Bäume umweht. Einstmals drehten sich hier zwei Wasserräder, von denen eines den Mahlgang der Kornmühle antrieb, das andere das Schlagwerk einer Ölmühle – die Bärenmüller produzierten Mehl und Öl.
1554 wurde die Bärenmühle erstmals namentlich in einer Urkunde erwähnt, freilich stand sie damals schon „länger als Menschengedenken“, wie es in dem alten Dokument heißt. Zeitweise gehörten die Mühlen im Lengeltal zum Zisterzienserkloster Haina, das etwa zehn Kilometer weiter südwestlich gelegen ist. Ein Klosterdokument von 1201 führt die bachaufwärts der Bärenmühle gelegene Lengelmühle als „molendinum lengelen“ auf. Nach einer Urkunde von 1215 standen das Kloster Haina, die Lengelmühle sowie vier weitere Mühlen damals unter dem Einflussbereich des Erzbischofs von Mainz. Gemeint waren vermutlich eine heute nicht mehr existente Mühle unterhalb der Burg Hessenstein, die Oberste Mühle, eine als „Schneidmühle im Wiesental“ bezeichnete Sägemühle und die Bärenmühle… Weiterlesen
Wie lange die Mühlen zum Kloster Haina gehörten, ist nicht bekannt. 1587 war ein Teil der Gehöfte, darunter auch die Bärenmühle, im Besitz einer Adelsfamilie, die auf einer Wasserburg in Ellershausen residierte. Fünf Mühlen arbeiteten im Lengeltal, sie waren an Müllersleute verpachtet, deren Leben sehr beschwerlich war. In der Mahlstube kam es immer wieder zu tödlichen Unfallen, auch wurden die Mühlenbewohner von gefährlichen Krankheiten dahingerafft – im Winter 1629 etwa durch die Pest. Und dann gab es da noch die Kriege. Nach alten Dokumenten beklagte der Bärenmüller 1640, gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, den Verlust von zwei Kühen, drei Zugochsen, zwei Eseln, vier Schweinen, einer Ziege und eines Bienenstockes – kaiserliche Truppen hatten die Tiere mitgenommen oder gleich an Ort und Stelle getötet.
1735 heiratete Anna Elisabeth Martron in die Bärenmühle ein. Die Familie der jungen Frau stammte aus dem südfranzösischen Dorf Menglon bei Die im Tal der Drôme, von wo die Eltern als Glaubensflüchtlinge zu Fuß nach Nordhessen gekommen waren. Am Hang des Lengeltals lebten sie in der sogenannten Klause, einem Gehöft, das zu der 1688 von anderen Hugenotten gegründeten Siedlung Louisendorf gehörte. Anna Martrons Vater war Bauunternehmer, mag sein, dass er das in französischem Stil aus Feldsteinen errichtete Stallgebäude der Bärenmühle baute – wir nennen es heute das Hugenottenhaus.
Auch die Kuchenmühle, die heute eine Ferienwohnung beherbergt, wurde bereits im 16. Jahrhundert erwähnt, die „Schneidmühle im Wiesental“ wurde als Sägewerk betrieben. Ihren Namen Kuchenmühle erhielt sie um 1825, als sie zu einer Mahlmühle umgebaut worden war – der Bauherr hieß Kuche. Die Mühle hat noch heute viele Originalelemente aus der Zeit, beispielsweise handgeblasene Fensterscheiben von 1825.Das Mühlrad war noch bis in die 1970er Jahre funktionsfähig.
Die Mühlräder der Bärenmühle sind seit längerem abgebaut, die idyllische, naturnahe Lage ist geblieben. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts hatte der damalige Landrat Heinrich Kohl das Gehöft gekauft und gründlich restauriert. Seine Frau eröffnete in den 60er Jahren eine kleine Pension darin, die sich schnell zu einem Geheimtipp vor allem in Berlin und Bonn entwickelte. Ob Schauspielerinnen, Ministerialbeamte oder ein Regisseur – die Gäste genossen die frische Luft im Tal.
Seit 2005 kann man wieder in dem geschichtsträchtigen Anwesen Urlaub machen. Vom nächsten Ort, dem Dorf Ellershausen bei Frankenau, ist das Gehöft etwa einen Kilometer entfernt. Abseits der Trampelpfade genießen Sie hier den wahren Luxus unserer Zeit: Frische Luft, landschaftliche Weite und vor allem eine für heutige Verhältnisse unglaubliche Stille.